Die Veranstaltungen /
Ausstellungen
Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen
KÄMPFE
PASSIONEN
TOTENTANZ
Der Erste Weltkrieg
im Spiegel expressiver Kunst
01. Februar bis 21. April 2014
Weitere Informationen
unter: www.entdeckte-moderne.de
Aus dem Schatten geholt
Ausstellung "Übersehene Bilder" eröffnet morgen im Museum
Baden
Mit
der Sammlung Schneider hat das Museum Baden vor sieben Jahren einen
Quantensprung gemacht", so beschreibt Museumsleiter Dr. Rolf Jessewitsch die
Ausweitung des künstlerischen Spektrums. Zu dem Bereich der modernen Kunst
kam das Engagement für verfemte Kunst hinzu. In diesem Rahmen hat Dr.
Gerhard Schneider für die Bürgerstiftung für verfemte Künste jetzt eine
weitere Sammlung nach Solingen geholt. Bis März 2007 werden etwa 130 Bilder
von 50 Künstlern, gesammelt von dem Ehepaar Klaus Spermann / Renate Knorr
aus Berlin, im Museum Baden zu sehen sein.
"Es sind wieder viele Schätze des vergangenen Jahrhunderts, die bislang kaum
gewürdigt wurden", freut sich Dr. Gerhard Schneider. Viele der Künstler
wurden von den Nazis 1937 in der Schau "entartete Kunst" diffamiert. So etwa
Moritz Melzer (1877-1966), der mit verschiedenen expressionistischen
Arbeiten in der Ausstellung zu sehen ist. Stolz ist Schneider auch auf
vollständige Mappen. So etwa das Werk "Raskolnikow" (1919, nach Dostojewskis
"Schuld und Sühne") von Max Burchartz (1887-1961), der in Wuppertal geboren
und ebenfalls von den Nazis diffamiert wurde. Ähnliches gilt für Georg
Ehrlich (1897-1966) mit seiner Folge "Zehn Steinzeichnungen zur Bibel"
(1921). Mit Werkgruppen von Rüdiger Berlit, Pol Cassel oder Bruno Krauskopf
werden Bilder gezeigt, "die jeder öffentlichen Sammlung zur Ehre gereichen
würden", so Schneider. Das Besondere: Die Bilder von Spermann / Knorr werden
in Solingen erstmals öffentlich ausgestellt. Interessante Sammlungen zur
"verfemten Kunst" ins Museum Baden zu holen, das möchte Schneider auch
weiterhin vorantreiben. Mit der Sammlung Spermann / Knorr startet
gleichzeitig die Reihe "Sammlerfreunde zu Gast".
Solinger Tageblatt vom 04.11.06
Foto: Christian Beier
Bilder, die
übersehen werden
Ab dem 5. November zeigt das Museum Baden die Ausstellung
"Übersehene Bilder" aus der Sammlung Spermann/Knorr
Es entspricht einer inneren Logik, nach Kollektionen Ausschau
zu halten, die ähnliche Ziele verfolgen wie das Förderzentrum für verfemte
Künste mit der Sammlung Schneider im Museum Baden. Mit der Präsentation
wichtiger Werke aus der Berliner Sammlung des Ehepaars Renate Knorr und
Klaus Spermann begründen Bürgerstiftung und Fördergesellschaft eine lose
Reihe "Sammlerfreunde zu Gast". Mit dieser Folge soll unter anderem darauf
aufmerksam gemacht werden, dass es im Lande weitere, vor allem private
Engagements gibt, die die Intentionen eines Zentrums für verfemte Künste auf
eine breitere Basis stellen. Mit der Ausstellung "Übersehene Bilder" aus der
Sammlung Spermann/Knorr wird der Anfang gemacht.
Während diese Sammlung in
manchem mit der von Gerhard Schneider parallel geht, was etwa den zeitlichen
Bereich der unbekannten Moderne betrifft, richtet sie sich weniger auf eine
Gesamtschau figurativer Bildkunst des 20. Jahrhunderts, sondern sie
konzentriert sich auf Werkgruppen einzelner Künstler.
Dass es sich dabei nicht um
die allseits Bekannten handelt, sondern um erstklassige Bilder von "Meistern
im Schatten großer Namen" versteht sich dabei von selbst. Es geht um
"übersehene" Bilder, die mit dieser Präsentation eine ihnen angemessene
Würdigung erfahren sollen. Dass dabei den Interessierten mancher Name
begegnet, der bereits durch die Bürgerstiftung und die Sammlung Schneider im
Museum Baden präsent ist, zeigt die Vernetzung und Übereinstimmung mit der
Idee, mehr oder weniger Unbekannten im Bewusstsein der Allgemeinheit einen
sie würdigenden Platz zu geben. Damit macht die Ausstellung "Übersehene
Bilder" den Anfang.
Ausstellung "Übersehene
Bilder": Werke aus der Sammlung Spermann/Knorr aus Berlin im Museum Baden
(Wuppertaler Straße). Ausstellungseröffnung: 5. November, 11.30 Uhr. Zu
sehen bis zum 11. März 2007.
Solinger Tageblatt, 26.10. 2006
Eröffnungsausstellung der
Bürgerstiftung für verfemte Künste
mit der Sammlung
Gerhard Schneider
Solingen
am 12. Dezember 2004 im Museum Baden


Thomas Busch, Inhaber des Hauses
Walbusch, Dr. h.c. Annemarie Renger und Dr. Rolf Jessewitsch im Gespräch


Bürgerstiftung für verfemte Künste
mit der Sammlung
Gerhard Schneider
im
Museum Baden,Wuppertaler Str. 160,
42653 Solingen-Gräfrath
Fon 0212/ 25814-0, Fax 0212/ 25814-44
www.museum-baden.de
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag
10.00 – 17.00 Uhr
Eintritt: 4.00 / 2.00 Euro
Öffentliche Führungen jeden Sonntag 11.15 Uhr
Museumspädagogik / Gruppenanmeldungen:
(0212) 25814-17
Gruppenführungen bis max. 25 Personen: 35.00 Euro
Anfahrtmöglichkeiten:
Vier Minuten von der A 46 Ausfahrt Haan-Ost/Solingen, der Beschilderung
Solingen-Zentrum folgend, liegt das Museum an der B224. O-Bus Linie 683 ab
SG Stadtmitte oder ab Wuppertal-Vohwinkel (DB). Parkplatz neben dem
Museum.
Zufahrt von der Dycker Straße.
Für finanzielle Unterstützung gilt Dank:
Fördergesellschaft
„Museum für verfemte Kunst" e.V.

Else-Lasker-Schüler-Stiftung für verbrannte und
verbannte Dichter- / KünstlerInnen

www.verfemte-kunst.de
www.exil-archiv.de
www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de
www.entdeckte-moderne.de
PRESSE
Feme-Kunst: 400 000 Euro fließen 2005
Die ersten 400 000 Euro Fördermittel des
Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) für die Bürgerstiftung "Verfemte
Kunst" im Museum Baden werden noch dieses Jahr nach Solingen fließen.
Dies teilte gestern Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der
Landschaftsversammlung Rheinland, dem Museumsleiter Dr. Rolf Jessewitsch
bei einem Besuch in Solingen mit. Formal muss der Finanzausschuss dies
noch absegnen. Doch da die Befürworter des Projektes die Mehrheit haben,
sieht Wilhelm dem Votum ruhig entgegen. In den kommenden Jahren sollen
weitere 1,6 Millionen Euro bereitgestellt werden. 507 Exponate zählt die
Sammlung inzwischen. Am 12. Dezember 2004 wurde sie als ständige
Ausstellung im Museum eröffnet. Geplant ist ein Anbau, in dem die
Exponate mit diesem Thema dauerhaft Platz finden sollen.
Solinger Tageblatt, 11.05. 2005
Verfemte Kunst findet neue Heimat
Gerhard Schneider sammelte Bilder vergessener
Künstler. Nun werden die Werke in Solingen ausgestellt
von Stefanie Stadel
Fototermin im Museum: Gerhard
Schneider tauscht noch schnell den Pullover gegen ein Jackett und legt
die mitgebrachte Krawatte um. Gleich soll er mit "Lieblingsstücken" aus
seiner Kollektion vor die Kamera treten. Doch die Entscheidung fällt dem
kenntnisreichen Sammler mehr als schwer. Valentin Nagel liege ihm am
Herzen, die "Frau mit blauem Hut" beispielsweise, in der sich
Kubistisches mit Neusachlichem mischt. Doch dann fällt der begeisterte
Blick auf Oskar Zügels "Propagandaminister" von 1933 - bestechend in
seiner hintergründigen Symbolik. Oder sollte er doch lieber mit dem erst
kürzlich ersteigerten Frauenprofil von Martel Schwichtenberg posieren?
Wichtig ist Schneider jedes Werk und
jeder der rund 300 Künstler seiner Sammlung. Auch wenn sich die
wenigsten einen großen Namen machen konnten in der Kunstgeschichte.
Gegen den Trend trägt der ehemalige Oberstudienrat und Kunstantiquar
Arbeiten von weithin Unbekannten zusammen - Gemälde, Aquarelle, Grafiken
der "verschollenen Generation", wie man sie recht zutreffend taufte.
Gemeint sind jene Meister, die in den Jahrzehnten um 1900 geboren wurden
und ihren künstlerischen Weg im Schatten der nationalsozialistischen
Kunstdiktatur beschritten. Fast 1600 ihrer Werke konnte Schneider im
Laufe der Zeit erwerben. Ein Drittel dieser Bilder ist bisher
eingegangen in die eigens gegründete "Bürgerstiftung für verfemte Künste
mit der Sammlung Gerhard Schneider, Solingen".
Im Museum Baden haben Stiftung und
Kollektion unlängst eine feste Bleibe gefunden. Das ist erfreulich, für
Solingen, für die Forschung und auch für Schneider, dem offenkundig viel
daran liegt, das Angehäufte beieinander zu halten und den fast
Vergessenen nachträglich mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die vor
wenigen Monaten eingerichtete Dauerausstellung im Museum präsentiert
eine schöne Auswahl aus Schneiders Sammlung, die in ihrer bewußt sehr
breit angelegten Konzeption auch schwächere Positionen einschließt.
Vorreiter fehlen hier. Doch kann der Rundgang überraschen, denn an
Stelle der wohlbekannten Künstlerstars bietet er manche Entdeckung.
Zum Beispiel Erna Schmidt-Caroll, die
während der zwanziger Jahre nicht ohne Distanz das Berliner
Großstadttreiben in freien, gekonnt gezogenen Strichen und mutig
gesetzten Aquarellfarben festhielt. Mondäne Damen und schmierige Snobs
gehören dazu, aber auch der heruntergekommene Kriegsblinde.
Ebenfalls vertreten: Der
expressionistisch und neusachlich geschulte Georg Netzband. Es
beeindrucken seine Stadtszenen bei Nacht oder auch der visionäre
"Sieger" von 1939: Wenige Monate vor Kriegsausbruch zeigt der Maler hier
einen triumphierenden Knochenmann auf einem Berg von Leibern, im
Hintergrund, apokalyptisch, das zerstörte Berlin.
Wie Schmidt-Caroll und Netzband
starteten die meisten von Schneiders Schützlingen ihre oft
hoffnungsvollen Karrieren zwischen den Weltkriegen. Noch bevor sie
richtig auf Touren kamen, wurden diese Maler und Bildhauer jäh
ausgebremst durch die künstlerische Gleichschaltung in Nazideutschland.
Nach dem Krieg hatten sie mit ihren meist expressiv-gegenständlichen
Arbeiten, die immer wieder kritisch zeitgeschichtliche Themen angehen,
kaum mehr eine Chance. Weder in der DDR, wo man den "Sozialistischen
Realismus" verordnete, noch im Westen, denn hier war nun Abstraktes
angesagt.
Der Zeitgeist sprach gegen jene
Meister, die Schneider dem selbstgeschöpften Stilbegriff der
"expressiven Gegenständlichkeit" zuordnet. Die Kennzeichnung trifft mehr
oder weniger auf fast alle Teile seiner Sammlung zu. In dem Solinger
Haus hat sie vorerst das Obergeschoß bezogen. 500 Quadratmeter allein
für seine Stücke, das ist "ein unglaublich toller Einstieg", sagt
Schneider. Voller Elan durchstreift er die Räume, dabei sprudeln die
Geschichten geradezu aus ihm heraus.
Von seinem sagenhaften Kauf eines
unerkannten Corot-Gemäldes erzählt Schneider etwa: 5500 Mark hatte er
einst dafür hingelegt; Jahre später brachte ihm das inzwischen
identifizierte Stück über 330 000 Mark. Damit war der finanzielle
Grundstock für die Kollektion gelegt. "Ohne Corot wäre ich wohl nie
Kunstsammler geworden", scherzt Schneider. Neben dem Franzosen hatte
aber auch Valentin Nagel seine Finger im Spiel. Denn erst die bewegende
Begegnung mit Werken dieses in keinem Künstlerlexikon verzeichneten
Malers weckte vor rund 20 Jahren Entdeckergeist und Sammlertrieb in
Schneider.
Beides hat ihn bis heute nicht
verlassen. Mit seinen 66 Jahren will er sich künftig ganz auf die Kunst
der Verfemten konzentrieren. Nach und nach soll seine komplette
Kollektion in die Stiftung übergehen. Bereichert wird der Bestand durch
die beachtlichen Zustiftungen der letzten Monate. Und das soll immer
noch nicht alles sein. Schon hat Schneider ein "Zentrum für verfemte
Künste" auf den Weg gebracht, das zusammen mit anderen Institutionen
auch die Aufarbeitung "verschollener" Literaten und Musiker in Angriff
nehmen will. Dabei ziele man über kurz oder lang darauf ab, das ganze
Haus in Solingen zu bespielen, bemerkt Schneider und denkt in einem
Atemzug laut über einen Erweiterungsbau an das Museum nach. "Schön wär's
- doch das ist noch reine Zukunftsmusik".
Welt am Sonntag
Artikel erschienen am 17. April 2005
Das Ritterkreuz auf den Leichen
Nach knapp einer Woche kann
die Sammlung Schneider mit ersten Schenkungen aufwarten. Ein Highlight:
"Der Ritterkreuzträger" von Georg Netzband.
Im Mittelpunkt prangt das Ritterkreuz auf der Uniformbrust. Die Hand
hält noch wurfbereit die Handgranate
fest umklammert. Aber der Zündungsstift steckt noch. Wie die
infernalische Karikatur eines Aufgebahrten liegt der Soldat tot auf dem
Leichenhaufen seiner Kameraden. Aus dem aufgeschossenen Bauch und der
weggerissenen Brust, über deren spitzen Rippen der Orden blitzt, quellen
Gedärm und Innereien zu Boden. Eingerahmt wird dieses Ensemble des
Grauens von zwei schwarzen Panzern, die sich wie Untiere aufbäumend auf
ihre bereits toten Opfer stürzen wollen, um sie zu zermalmen.
"Der Ritterkreuzträger" heißt das große Ölgemälde, das Georg Netzband
1944 malte. Der Maler arbeitete damals im Berliner Bendlerblock und
erwartete täglich seine Versetzung an die Ostfront. Finden sich in der
Sammlung Schneider auch Bilder, die den Schrecken des Krieges sehr
subtil vermitteln - wie etwa das fast zeitgleich entstandene Bild
"Bahnhof im Osten" von Bruno Müller-Linow -, sind Schrecken und
Entsetzen bei Netzband fast physisch spürbar in ihrer brutaeln
Direktheit, die jedes verhüllende Mäntelchen gnadenlos wegreißt und den
Betrachter geschockt ins Bild stürzen lässt.
Um dieses Bild ist die Bürgerstiftung für verfemte Kunst mit der
Sammlung Gerhard Schneider bereichert worden. Das bedeutende Gemälde
schenkte Dr. Karl-Bernhard Netzband, Sohn des Malers, dem Sammler Dr.
Gerhard Schneider für die Bürgerstiftung. "Als ich die Mappe erhielt,
dachte ich zunächst, es würde sich um Grafiken handeln", sagt Dr.
Schneider.
Aber
darin befand sich der Brief, der die Schenkung ankündigte. Ein
bewegender Moment für Gerhard Schneider: Denn neben "Der Sieger" ist mit
"Der Ritterkreuzträger" ein weiteres wesentliches Werk Netzbands aus den
braunen Jahren ins Museum Baden gekommen.
"Und was besonders schön ist", ergänzt Museumsleier Dr. Rolf Jessewitsch,
"ist, dass dieses Bild symbolhaft für die Kriege des 20. Jahrunderts
ist, aber auch symbolhaft für die ganze Sammlung und ihren Sinn." 1944
malte Netzband sein Bild. Gerhard Schneider: "Das war sehr unvorsichtig.
So etwas wäre als wehrkraftzersetzend gewertet worden." Es hätte
Netzband wohl das Leben gekostet, wären seine Bilder entdeckt worden. In
Blechkisten überdauerten die Werke - im Garten des Malers vergraben -
den Krieg.
Anlässlich der Ausstellungseröffnung und des fast zeitgleichen
Geburtstags von Gerhard Schneider konnten auch weitere Schenkungen an
den Sammler für die Bürgerstiftung präsentiert werden. So ein Portrait
von Wilhelm von Hillern-Flinsch (1884 bis 1986), eines der seltenen
frühen Werke von Georg Paul Heyduck (1898 bis 1962), "Sitzender Mann vor
Ziegelwand" des durch halb Europa geflohenen Rudolf G. Bunk (1908 bis
1974), eine von den Nazis mit der Schrift "entartet" versehene
Grafiken-Serie von Gerd Böhme (1915 bis 1978) und natürlich die erste
offizielle Zustiftung: "Dame in Grün" von Hella Jacobs (1905 bis 1974).
Gerhard Schneider: "Die Bürgerstiftung für verfemte Kunst ist ein
kultureller Edelstein in Solingen."
Von Jan Crummenerl
Solinger Tageblatt
Fotos: Uli Preuss
18.12.04
Zentrum für verfemte Künste im Solinger Museum Baden eröffnet
Solingen (ddp-nrw). Mit der Eröffnung einer
Dauerausstellung im Solinger Museum Baden hat am Sonntag das neue
Zentrum für verfemte Künste seine Arbeit aufgenommen. Als erster Schritt
werden Gemälde und Grafiken aus der Sammlung Gerhard Schneider im
Obergeschoss des Museums präsentiert, wie ein Museumssprecher mitteilte.
Die ausgestellte Künstlergeneration war unter
der nationalsozialistischen Herrschaft von einem Ausstellungs- und
Malverbot betroffen. Nach 1945 blieb ihnen der Anschluss an frühere
Erfolge versagt. Im westlichen Nachkriegsdeutschland war die
ungegenständliche Kunst tonangebend, im Osten Deutschlands forderte man
staatlicherseits den «sozialistischen Realismus» ein.
Die Sammlung Gerhard Schneider lenke den Blick
über acht Jahrzehnte auf eine facetten- und detailreiche deutscher
Kunst-Geschichte, der auch über das bislang bekannte Bild der
«verschollenen Generation» weit hinausgeht, hieß es weiter.
Fast 500 Werke von über 1500 Arbeiten in der
Sammlung sind im März dieses Jahres in einem ersten Schritt der
«Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung Gerhard Schneider,
Solingen» übereignet worden. Sie stellt sicher, dass die Kollektion
zusammengehalten und für die Allgemeinheit gesichert wird. Dies wurde
durch privates Engagement und die finanzielle Unterstützung von Solinger
Bürgern möglich, die das Startkapital von einer Millionen Euro gestiftet
haben. In den kommenden Monaten und Jahren soll der Bestand und die
Präsentation der Sammlung weiter ausgebaut (Öffnungszeiten: Dienstag bis
Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr; im Internet: www.museum-baden.de)
Sonntag 12. Dezember 2004, 16:08 Uhr
"Eine Bürgerstiftung mit einzigartigem Profil"
Stark beachtete Eröffnung der Sammlung für verfemte Kunst von G.
Schneider mit Bundestagspräsidentin a.D. Annemarie Renger
500 statt der erwarteten 350 Gäste waren zur feierlichen Eröffnung
gekommen.
(bro.) Das Museum Baden platzte aus allen Nähten. Zur Eröffnungsfeier
der ersten Präsentation von Werken der Bürgerstiftung für verfemte
Künste waren gestern statt der erwarteten Teilnehmerzahl von 350
Personen mehr als 500 Interessierte erschienen, die sich nicht nur im
Vortragssaal drängten, sondern auch den zweiten Raum mit Videowand
füllten.
Im Mittelpunkt stand die frühere Bundestagspräsidentin Dr. Annemarie
Renger, die auf ihre jungen Jahre in der Weimarer Republik einging, als
sie mit später verfemten Künstlern zusammentraf, die bis heute noch in
modernen Nachschlagewerken nicht auftauchen. Ebenso wie
Oberbürgermeister Franz Haug betonte sie die Bedeutung der Sammlung von
Gerhard Schneider für die Jugend, die mit der Präsentation Vorbilder
erhalte und bedeutend für die Bundesrepublik sei: "Das ist der
Grundstock für ein völlig neues Museum, eventuell sogar
interdisziplinäres Zentrum."
Franz Haug betonte den Wert der Stiftung über die bergische Region
hinaus: "Das ist eine Bürgerstiftung mit bundesweit einzigartigem
Profil." Museumsdirektor Dr. Rolf Jessewitsch: "Wir haben zwar die
einzigartige Sammlung gesichert, man muss aber für das ganze Projekt
weitere Unterstützer finden."
Gerhard Schneider, der Kunstsammler aus Olpe, inzwischen wegen seiner
Verdienste als "Solinger Bürger" vereinnahmt, sah einen Traum erfüllt:
"Ohne den Einsatz von Rolf Jessewitsch wäre die Durchsetzung des beinahe
global zu nennenden Konzepts nicht möglich gewesen."
Die von Hajo Jahn, dem Vorsitzenden der Wuppertaler
Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, moderierte Feier wurde mit Zitaten von
verfemten Künstlern angereichert, vorgetragen von der Schauspielerin
Susanne Lothar. Der tschechische Schriftsteller Jaromir Konecny
verarbeitete satirisch den Kulturschock bei seiner Einreise nach Bayern.
Das Quartett von Jori Schulze-Reimpell bot einige, von den Nazis als
"entartet" abgestempelte und damit verfemte Musikstücke dar.
Solinger Tageblatt
Foto: Christian
Beier
13.12.04
Eine Heimat für die Verschollenen
Bürgerstiftung für verfemte Kunst: Ab Sonntag findet die Sammlung von
Dr. Gerhard Schneider ihre endgültige Bleibe im Museum Baden.
In jedem Ende steckt der Anfang. Nun ist sie angekommen: die Sammlung
Schneider im Museum Baden. Am Sonntag wird die Präsentation eröffnet -
mit viel Prominenz: Die Bundestagspräsidentin a. D. Dr. Annemarie Renger,
Vorsitzende des Zentralverbandes deutscher Widerstandskämpfer, kommt -
ebenso die Schauspielerin Susanne Lothar oder der Schriftsteller Jaromir
Konecny. Dank der Bürgerstiftung für verfemte Kunst konnte die
bedeutende Sammlung von Dr. Gerhard Schneider für das Museum Baden
gewonnen werden. Nun ist sie Anfang und Fundament für ein Zentrum für
verfemte Künste, das im Museum entstehen soll.
"Der erste Schritt ist getan", sagt Museumsdirektor Dr. Rolf Jessewitsch.
Rund 500 Bilder sind nun als Besitz der Stiftung im Museum Baden - 130
werden davon ab Sonntag dauerhaft gezeigt. "Bei dieser Fülle können wir
Ausstellungen mit wechselnden Schwerpunkten machen und auswärtige
Wechselausstellungen bestücken." Nachdem die Sammlung in diesem Jahr
erfolgreich durch Deutschland getourt ist, soll es 2006 ins Ausland
gehen.
Dass es möglich wurde, die Sammlung zu verfemter Kunst nach Solingen zu
holen, verdankt sich der im März diesen Jahres anerkannten
selbstständigen "Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung
Gerhard Schneider". Mit 600 000 Euro hat sich die Firma Wallbusch hier
engagiert, mit 400 000 Euro das Solinger Ehepaar Ververs, 500 000 hat
Gehard Schneider zugestiftet. Vierter im Bunde ist das Museum Baden.
"Das Urereignis war die Begegnung mit dem Werk von Valentin Nagel",
erläutert Dr. Gerhard Schneider den Anfang seiner Sammlung. 1985/86
hatte der Kunstantiquar das Glück, den gesamten Nachlass des Malers
aufkaufen zu können. "Ich war verwundert darüber, dass so ein Künstler
mit einer solchen Handschrift völlig unbekannt war - da hat es mich
gepackt." Gerhard Schneider spürte der verschollenen Malergeneration
nach, die durch Krieg und Naziverfolgung in die Vergessenheit gedrängt
wurde. So ist die Sammlung Schneider nicht nur Kunstsammlung, sondern
auch Bild gewordene Kunstgeschichte der Verwerfungen des 20.
Jahrhunderts.
Museum Baden (Wuppertaler Straße): Eröffnungsfeier, 12. Dezember, 11
Uhr. Unter anderem mit Bundestagspräsidentin a. D. Dr. Annemarie Renger.
Internet: www.verfemte-kunst.de
Von Jan Crummenerl
Solinger Tageblatt
Foto: Christian Beier
10.12.04 |
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